IPA - Home > Abfallsteckbrief - 1708 Baustoffe auf Gipsbasis, Stand 24.06.2019

Herkunft und charakteristische Zusammensetzung

 

 

Herkunft

170801* Baustoffe auf Gipsbasis, die durch gefährliche Stoffe verunreinigt sind; 170802 Baustoffe auf Gipsbasis mit Ausnahme derjenigen, die unter 170801 fallen

Abfälle auf Gipsbasis der Abfallschlüsselnummern 170801* und 170802 entstehen beim Verschnitt im Rahmen eines Neubaus, eines Umbaus, einer Sanierung oder dem Abbruch von Gebäuden. Die Materialien sind je nach Verwendung mit Füll- und Zuschlagstoffen oder Fasern versehen und zum Teil beklebt bzw. mit Putzträgern versehen. Baustoffe auf Gipsbasis, die im Baubereich eingesetzt wurden, werden in Gipsplatten und Baugipse unterteilt.

Zu den Gipsplatten zählen Gipskartonplatten, Gipsfaserplatten und Vollgipsplatten. Sie dienen der Raumaufteilung, der Gestaltung, der Raumakustik, dem Brandschutz und vielem mehr.
Gipsfaserplatten werden aus einem Gemisch von Gips und Cellulosefasern aus Altpapier unter Zugabe von Wasser hergestellt.

Gipskartonplatten bestehen aus einem Kern aus Gips, der beidseitig und an den Längsseiten von Karton ummantelt ist. Der Karton dient als äußere Armierung, die dem spröden Material Gips den erforderlichen Halt gibt. Sie können in weiße und grüne Gipskartonplatten unterschieden werden. Der Unterschied ist, dass die grünen Gipskartonplatten zum Zweck der Feuchtebeständigkeit imprägniert sind (meist mit Silikon). Zur Wärmedämmung werden die Gipsbaustoffe im Verbund mit Dämmmaterialien hergestellt oder im Rahmen einer Renovierung nachträglich mit Dämmmaterial verbunden. Als Dämmstoff wird Polystyrol oder Mineralwolle verwendet. Dämmstoffe aus Polystyrol können HBCD enthalten. Dies betrifft insbesondere Hartschäume auf Styrolbasis, welche vor 2014 produziert und zur Fassaden- und Dachdämmung eingesetzt wurden. Baugipse sind Putzmörtel, Gipsestrich, Gipskleber, Anhydritestrich sowie Ansetzbinder.

Putzmörtel, z.B. Gips-Putztrockenmörtel, Gipshaltige Putztrockenmörtel, Gipskalk-Putztrockenmörtel, bestehen aus Bindemitteln, Zuschlägen und Zusatzstoffen als deren Ausgangsstoffe. Sie werden nach Anforderung, Anwendungsgebiet sowie nach Beschaffenheit unterschieden.

 

Charakteristische Zusammensetzung

Inhaltsstoffe Gehalte / Konzentrationen Erläuterungen
170801* Baustoffe auf Gipsbasis, die durch gefährliche Stoffe verunreinigt sind170802 Baustoffe auf Gipsbasis mit Ausnahme derjenigen, die unter 17 08 01 fallen
Gipskartonplatte
Gips 94 % Gips besteht fast vollständig aus Calciumsulfat-Dihydrat und enthält außerdem bspw. Calciumcarbonat, Sand oder Ton
Karton 3,5 %
Stärke 0,25 %
Silikon 0,2 %
Tenside und sonstige Zusätze Rest je nach Verwendungszweck Zuschlagstoffe wie Flammschutzmittel, Aluminium- oder Bleikaschierungen sowie Wärmedämmmaterialien
Wärmedämmverbundplatte
Gips Gips besteht fast vollständig aus Calciumsulfat-Dihydrat und enthält außerdem bspw. Calciumcarbonat, Sand oder Ton
expandiertes Polystyrol (EPS ), extrudierter Polystyrolschaum (XPS ), Polyurethan-Hartschaum (PUR und PIR ), Phenolharz-Hartschaum (PF), Mineralwolle (MW) Verwendung von Polystyrol oder Mineralwolle als Dämmstoff; Polystyrol kann HBCD enthalten
Gips-Putztrockenmörtel
Gipsbinder min. 50 % Unterscheidung nach dem Bindemittelgehalt
Baukalk (Calciumhydroxid) 5 %
Zusätze Rest Zusätze können vom Hersteller beigemischt werden, wie z. B. Füllstoffe, Fasern, Pigmente, Baukalk, Abbindeverzögerer sowie luftporenbildende, wasserrückhaltende und verflüssigende Stoffe (zur Verbesserung der Eigenschaften des Gips-Trockenmörtels), es sind natürliche oder synthetische Stoffe oder Stoffe aus der Wiederverwertung, die für die Anwendung in Gebäuden geeignet sind, z. B. leichte Zusätze (Perlit, Vermiculit) oder Zusätze wie Quarzsand oder gebrochener Kalkstein
Gipshaltige Putztrockenmörtel
Gipsbinder 50 %
Baukalk (Calciumhydroxid) 5 %
Zusätze Rest Zusätze können vom Hersteller beigemischt werden, wie z. B. Füllstoffe, Fasern, Pigmente, Baukalk, Abbindeverzögerer sowie luftporenbildende, wasserrückhaltende und verflüssigende Stoffe (zur Verbesserung der Eigenschaften des Gips-Trockenmörtels), es sind natürliche oder synthetische Stoffe oder Stoffe aus der Wiederverwertung, die für die Anwendung in Gebäuden geeignet sind, z. B. leichte Zusätze (Perlit, Vermiculit) oder Zusätze wie Quarzsand oder gebrochener Kalkstein
Gipskalk-Putztrockenmörtel
Gipsbinder produktabhängig 50 %
Baukalk (Calciumhydroxid) 5 % Zusätze können vom Hersteller beigemischt werden, wie z. B. Füllstoffe, Fasern, Pigmente, Baukalk, Abbindeverzögerer sowie luftporenbildende, wasserrückhaltende und verflüssigende Stoffe (zur Verbesserung der Eigenschaften des Gips-Trockenmörtels), es sind natürliche oder synthetische Stoffe oder Stoffe aus der Wiederverwertung, die für die Anwendung in Gebäuden geeignet sind, z. B. leichte Zusätze (Perlit, Vermiculit) oder Zusätze wie Quarzsand oder gebrochener Kalkstein

 

Hinweis
Je nach Art und Verwendungszweck des Baustoffes auf Gipsbasis variieren die Inhaltsstoffe. Zudem ist die Zusammensetzung der Gipsabfälle z. B. beim Gebäudeabbruch von der Historie des Standortes abhängig (z. B. Anhaftungen anderer Baumaterialien oder Verunreinigungen mit gefährlichen Stoffen).

 

Glossar
  HBCDHexabromcyclododecan, auch HBCDD abgekürzt, ringförmiger, bromierter Kohlenwasserstoff mit 16 Isomeren, als additives Flammschutzmittel überwiegend in Polystyrolschaum (z. B. in Dämmstoffen) verwendet, aufgenommen in der POP-Verordnung (im Anhang I bzw. IV aufgeführt)
  Calciumsulfat-Dihydratkommt in der Natur als Mineral vor und fällt z. B. bei chemischen Prozessen als Nebenprodukt an (Rauchgasentschwefelung), Naturgipse werden zunehmend durch Recycling-Gipse ersetzt
  Perlitglasähnliches Vulkangestein, das durch Wärmebehandlung aufgebläht wird (Blähperlit) und als Dämmstoff oder Filtermaterial verwendet wird
  Vermiculitselten vorkommendes Mineral der Klasse Schichtsilikate
  Anhydritestrichauch Calciumsulfatestrich genannt, benötigt eine vergleichsweise kurze Trockenzeit, als Anhydritfließestrich besitzt dieser hervorragende Wärmeleit- und Wärmespeicherfähigkeiten (geeignet für Kombination mit einer Fußbodenheizung)
  EPSexpandiertes Polystyrol, thermoplastisch verarbeitbarer Werkstoff mit einer weißen, grobporigen Struktur, d. h. einem geschlossenzelligen, harten Schaumstoff, z. B. auch als Styropor bekannt
  XPSextrudiertes Polystyrol, thermoplastisch verarbeitbarer Werkstoff, der im Gegensatz zu EPS deutlich feinporiger ist und z. B. als Styrodur bzw. Jackodur bekannt ist
  PURbzw. PU, Polyurethane, Kunststoffe oder Kunstharze mit Urethan-Gruppen, die hart und spröde, weich und elastisch sein können, was bei der Polymersynthese über Ausgangsstoffe, Additive und Vernetzungsgrad gesteuert wird; in aufgeschäumter Form als Schaumstoff für Polster oder auch als aushärtender Montageschaum bekannt
  PIRPolyisocyanurate, Kunststoffe oder Kunstharze mit Isocyanursäure-Gruppen, die einen höheren Vernetzungsgrad haben als PUR-Schäume und damit chemisch und thermisch stabiler sind, und als Hartschaumplatten für die Wärmedämmung von Gebäuden verwendet werden