IPA - Home > Abfallsteckbrief - 1910 Schredderabfälle, Stand 31.10.2011

Herkunft und charakteristische Zusammensetzung

 

 

Herkunft

Um Eisen- und Stahlabfälle für Stahlwerke besser verwertbar zu machen und NE-Metalle zurückzugewinnen, werden Altfahrzeuge, Haushaltsgeräte ("Weiße Ware"), Bauschrott sowie industrielle und häusliche Apparate (z. B. Heizungsanlagen) in Schredderanlagen mechanisch zerkleinert. Schadstoffreiche Bestandteile (Batterien, Schalter, asbest- oder KMF-haltige Isolierungen) und Betriebsflüssigkeiten (z.B. Motoren-, Getriebe-, Hydrauliköle, Bremsflüssigkeiten, Kühl- und Kältemittel, Treibstoffreste) müssen vor der Zerkleinerung nach dem Stand der Technik entfernt werden. Der Anteil von trocken gelegten und demonierten Altfahrzeugen (Restkarossen) am Inputmaterial von Schredderanlagen ist stark von Marktgegebenheiten abhängig (Schätzung: 10 bis zu 30 %).

Für Elektro-Kleingeräte und Elektronikschrott werden üblicherweise spezialisierte Schredderanlagen betrieben, die auf eine gezielte Rückgewinnung von bestimmten Metallen (z.B. Kupfer) und edelmetallhaltigen Fraktionen (z.B. Leiterplatten) ausgerichtet sind. Stoffströme aus diesen Anlagen werden im vorliegenden Steckbrief nicht betrachtet. Kühlgeräte müssen aufgrund der darin enthaltenen Kältemittel und Isolierschäume ebenfalls in speziellen Anlagen behandelt werden.

Eisen und Stahlabfälle - 191001
Eisen- und Stahlabfälle werden in Schredderanlagen aus unterschiedlichen Fraktionen über Magnetscheider abgetrennt. Dies kann zum Teil auch nach erneuter Zerkleinerung stattfinden. Die Eisenfraktion kann unmittelbar in Stahlwerke zur Verwertung gegeben werden.

NE-Metall-Abfälle - 191002
NE-Metall-Abfälle werden überwiegend aus der Schwerfraktion abgetrennt (z.B. Aluminium, Kupfer, Messing, Zink, Blei). Die Separation erfolgt zum Teil durch manuelle Sortierung (z.B. Elektromotoren, Kabel), zum Teil per Wirbelstromscheidung. Die NE-Metallfraktionen werden zur weiteren Aufbereitung vermarktet.

Schredderleichtfraktionen und Staub, die gefährliche Stoffe enthalten - 191003*
Schredderleichtfraktionen und Staub mit Ausnahme derjenigen, die unter 19 10 03 fallen - 191004
Die Schredderleichtfraktion entsteht als Rest des Zerkleinerungs- und Separationsprozesses und wird über Windsichter / Zyklonabscheider aus der Anlage ausgetragen. Sie enthält Schaumstoffe, Gummi, Papier, Folien, Lackpartikel, Textilfasern, Holz, Kabelstücke, Dämmstoffe, Kunststoffstücke, aber auch Metallpartikel, Rost, Glas und andere mineralische Anteile (z. B. Sand, Beton, Schmutz). Reste von Mineralölen und Schmierstoffen haften an den Oberflächen der Materialien, besonders an Schaumstoffen. Auch Schwermetalle können sich in feinverteilter Form dort festsetzen. Bei Altfahrzeugen macht diese Fraktion ca. 25 % des Outputs aus, bei Mischschrotten ist der Anteil deutlich geringer.

In Entstaubungseinrichtungen fallen nasse (Venturi-Wäscher) oder trockene (Gewebefilter) Feinkornfraktionen an, die von der Zusammensetzung her in etwa der Schredderleichtfraktion entsprechen, allerdings i.d.R. eine höhere Konzentration an Schadstoffen (z.B. Schwermetalle, PCB, MKW) aufweisen. Für Stäube gibt es keine eigenen Abfallschlüssel. Ggf. sind Stäube aufgrund der höheren Schadstoffbelastung dem Abfallschlüssel 191003* zuzuordnen.

Andere Fraktionen, die gefährliche Stoffe enthalten - 191005*
Andere Fraktionen mit Ausnahme derjenigen, die unter 19 10 05 fallen - 191006
Unter diesen Schlüsseln werden Fraktionen aus Behandlungsschritten im Schredderprozess zusammengefasst, die sich nicht spezielleren Schlüsseln (wie z.B. 191003*/04, 191209, 191205) zuordnen lassen. Meist sind dies Gemische aus Metallen, Kunststoffen und Gummi sowie mineralischen Anteilen. Diese Gemische werden üblicherweise mit speziell dafür ausgerichteten Behandlungsverfahren weiteren Separationsschritten unterzogen. Restanhaftungen an MKW und Schwermetalle sind charakteristisch auch für diese Fraktionen.


Die Kombination von stückigem Material mit fein verteilten Anhaftungen aus organischen Abfallbestandteilen (z.B. Kunststoffe, Gummi, Mineralöl, Schmierstoffe, Unterbodenschutz, Lack) mit Metallen, Metalloxiden (Rost) und mineralischen Anteilen (z.B. Sand, Glas, Steine, Beton, Email, Erde) in den unterschiedlichen Outputfraktionen von Schredderanlagen erschwert eine einfache Verwertung werthaltiger oder sortenreiner Inhaltsstoffe. Leichtfraktionen sind in der Regel durch Fasern und dünne Drähte verfilzt und ohne weitere Zerkleinerung nur schwer auftrennbar.

 

Charakteristische Zusammensetzung

Inhaltsstoffe Gehalte / Konzentrationen Erläuterungen
Eisen und Stahlabfälle - 191001
Eisen, Stahl ca. 95 % Fe Stoffströme von Magnetabscheidern
NE-Metall-Abfälle - 191002
Leichtmetalle, Legierungen, Aluminium, Magnesium, Zink, Messing, Kupfer, Blei variabel Stoffströme aus NE-Metall-Separation
Schredderleichtfraktionen und Staub - 191003*/191004
Kunststoffe 20-40% Stoffströme aus Windsichtung bzw. Entstaubungsanlagen
Gummi 10-30% Stoffströme aus Windsichtung bzw. Entstaubungsanlagen
Holz, Papier bis 15% Stoffströme aus Windsichtung bzw. Entstaubungsanlagen
Faser- und Bezugsstoffe bis 30% Stoffströme aus Windsichtung bzw. Entstaubungsanlagen
Eisen, Kupfer, Aluminium bis 23% Stoffströme aus Windsichtung bzw. Entstaubungsanlagen
Lack bis 15% Stoffströme aus Windsichtung bzw. Entstaubungsanlagen
Glas bis 16% Stoffströme aus Windsichtung bzw. Entstaubungsanlagen
Rest (Sand, Rost, Blei, Zink) bis 30% Stoffströme aus Windsichtung bzw. Entstaubungsanlagen
Andere Fraktionen 191005*/191006
Fe-/NE-Metalle, Kunststoffe, Gummi, Glas u. a. variabel Stoffströme zur weiteren Separation werthaltiger Anteile und zur Herstellung von Ersatzbrennstoffen

 

Glossar
  KMFkünstliche Mineralfasern, synthetische, anorganische Fasern, kristallin oder glasartig, wie z. B. Dämmwolle aus Glas oder Gestein, Endlosglasfasern, Keramikfasern; biobeständige und lungengängige Fasern können Krebs erzeugen
  PCBpolychlorierte Biphenyle, Stoffgruppe mit 209 Verbindungen, die früher u. a. in Trafo-, Wärmeträger- und Hydraulikölen sowie Weichmachern enthalten waren, unterfallen der POP-Verordnung (im Anhang I bzw. IV aufgeführt), da sie chronisch toxisch, bioakkumulierbar und persistent sind
  MKWMineralölkohlenwasserstoffe, Summenparameter für Kettenlängen C10 - C 40 in der Abfallanalytik, enthalten in Benzin, Diesel, Heizöl und Schmierölen, auch als KW abgekürzt
  Weiße WareElektro-Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen, Kühl- und Gefrierschränke, Herde, Staubsauger, Kaffeemaschinen, Mikrowellen