IPA - Home > Abfallsteckbrief - 1303 Isolier- und Wärmeübertragungsöle, Stand 08.03.2012

Herkunft und charakteristische Zusammensetzung

 

 

Herkunft

Allgemein

Isolier- und Wärmeübertragungsöle werden im industriellen, gewerblichen und - im geringeren Umfang - auch im häuslichen Bereich angewandt. Sie dienen als Medium zur
  • Übertragung von thermischer Energie, z. B. Thermoöl in Heizanlagen, Ölkühlung von Maschinen, Ölradiatoren,
  • Isolierung von elektrischen Bauteilen, z. B. Kondensatoren, stromführende Kabel, Starter von Leuchtstoffröhren,
  • Isolierung, kombiniert mit der Übertragung thermischer Energie von elektrischen Einrichtungen, z. B. Transformatoren und Gleichrichter.

Isolier- und Wärmeübertragungsöle müssen thermisch stabil und dürfen nicht leicht entflammbar sein. Sie sind überwiegend niederviskos und besitzen auch bei niedrigen Temperaturen eine ausreichende Fließfähigkeit. Es kommen nur hochraffinierte mineralische, synthetische und pflanzliche Öle zum Einsatz. Für fast alle Anwendungsfälle sind heute halogenfreie Öle verfügbar.
Der größte Anteil der Isolier- und Wärmeübertragungsöle wird aus Mineralölen raffiniert. Isolieröle verlieren über längere Einsatzzeiten durch Zersetzungsprozesse und den Einfluss von Luftsauerstoff ihre elektrischen Eigenschaften und müssen ersetzt werden.

Bis zum Inverkehrbringungsverbot 1989 wurde PCB wegen der chemischen Stabilität und Alterungsbeständigkeit, der guten elektrischen Isoliereigenschaft und Wärmeleitung sowie der Schwerentflammbarkeit vor allem im Elektrosektor als Isolier- und Kühlmittel eingesetzt. Kondensatoren mit PCB-Füllungen > 1 Liter mussten bis zum 31.12.1993 entsorgt werden. Für Transformatoren und kleinere Kondensatoren lief die Verwendungsfrist zum 31.12.1999 aus. Trotzdem können auch heute noch gelegentlich größere Mengen PCB-haltiger Abfälle in die Entsorgung gelangen.

130301* Isolier- und Wärmeübertragungsöle, die PCB enthalten

Gemäß Altölverordnung (AltölV) werden alle Öle, die mehr als 50 ppm PCB enthaltenals PCB-haltig eingestuft. Unter den Abfallschlüssel 130301* fallen daher neben den originär PCB-haltigen Isolier- und Wärmeübertragungsölen (z. B. Askarel, Arochlor und Clophen), auch die mit PCB verunreinigten Öle (z. B. Öle aus der Zweitbefüllung eines Transformators, der ursprünglich eine Füllung mit PCB-Ölen enthielt).

In der Praxis wurden Mineralöle zur Funktionsverbesserung mit PCB gemischt und ggf. zusätzlich mit anderen organischen Chlorverbindungen angereichert, z. B. Trichlorbenzol. Je nach Chlorierungsstufe und Mischungsgrad betrug der Chlorgehalt ca. 20 bis 68 %.

Während industrielle Anwendungen wie Gleichrichter und Transformatoren heute PCB-frei sind, können im Haushaltsbereich noch PCB-haltige Abfälle angetroffen werden, z. B. Starter in alten Leuchtstofflampen, Kondensatoren aus weißer Ware (z. B. Waschmaschinen) oder alte Ölradiatoren. Daher entstehen die Abfälle nicht nur in den Anwendungsbereichen, sondern auch in den Betrieben zur Behandlung von Elektroaltgeräten (Schadstoffentfrachtung, Demontage). Im Verdachtsfall, also z. B. bei Geräten, die älter als 20 Jahre sind, sollte der PCB-Gehalt geprüft werden.

Durch Zersetzung von PCB unter Hitze und Sauerstoffzutritt können zudem polychlorierte Dibenzodioxine und -furane PCDD/PCDF entstehen.

130306* Chlorierte Isolier- und Wärmeübertragungsöle auf Mineralölbasis mit Ausnahme derjenigen, die unter 130301 fallen

Auf Mineralölbasis hergestellte Isolier- und Wärmeübertragungsöle können zur Funktionsverbesserung (z. B. Flammschutz) in Einzelfällen mit Chlorverbindungen angereichert sein, z. B. Chlorparaffine und Trichlorbenzol. Während des Einsatzes können durch die Wärmebelastung oder elektrochemische Vorgänge weitere chlororganische Verbindungen entstehen. Die Öle können zusätzlich weitere Funktionszusätze enthalten.

130307* nichtchlorierte Isolier- und Wärmeübertragungsöle auf Mineralölbasis

Nichtchlorierte Isolier- und Wärmeübertragungsöle auf Mineralölbasis fallen insbesondere bei größeren elektrischen Anlagen z. B. Transformatoren oder Gleichrichtern an. Gebrauchte Wärmeübertragungsöle fallen bei der Wartung und Entsorgung von thermischen Anlagen an, z. B. Thermoölanlagen und Ölradiatoren in der Industrie sowie Demontage von Elektroaltgeräten. Die Öle können Funktionszusätze enthalten.

130308* synthetische Isolier- und Wärmeübertragungsöle

Über die Polymerisation von Olefinen werden synthetische Öle zielgerichtet mit den geforderten Eigenschaften als Isolier- und Wärmeübertragungsöle hergestellt, z. B. Dibenzyltoluol und Polyalphaolefine. Über diesen Herstellungsprozess kann beispielsweise die Fließfähigkeit des Öls bei niederen Temperaturen gezielt beeinflusst werden. Die Öle können Funktionszusätze enthalten.

130309* biologisch leicht abbaubare Isolier- und Wärmeübertragungsöle

Biologisch leicht abbaubare Isolier- und Wärmeübertragungsöle werden in der Praxis selten eingesetzt. Es handelt sich um Kohlenwasserstoffe auf pflanzlicher oder Esterbasis, die gebrauchsbedingt mit Metallen, Chemikalien, Abbau- bzw. Reaktionsprodukten (aus katalytischen und thermischen Prozessen) und anderen Verunreinigungen angereichert werden und daher als gefährlicher Abfall einzustufen sind. Biologisch leicht abbaubare Öle sind z. B. Ester, die aus Rapsöl hergestellt werden. Sie weisen in der Regel gute Isoliereigenschaften auf und sind wegen ihrer hohen Zündtemperatur von mehr als 375 °C praktisch nicht brennbar.

130310* andere Isolier- und Wärmeübertragungsöle

Dieser Abfallschlüssel dient nur als Auffangposition für Isolier- und Wärmeübertragungsöle, die keinem der Abfallschlüssel 130301* bis 130309* zugeordnet werden können. Dies ist in der Regel nicht der Fall. In Ausnahmefällen können Gemische aus verschiedenen Isolier- und Wärmeübertragungsölen oder Öle unklarer Zusammensetzung (nur halogenfreie) diesem Abfallschlüssel zugeordnet werden.

 

Charakteristische Zusammensetzung

Inhaltsstoffe Gehalte / Konzentrationen Erläuterungen
130301* Isolier- und Wärmeübertragungsöle, die PCB enthalten
Kohlenwasserstoffe mischungsabhängig
PCB (Summenparameter) PCB ist herstellungsbedingt (Chlorgehalt bis ca. 68 %) oder verunreinigungsbedingt enthalten; ggf. Zersetzungsprodukte
Sonstige chlororganische Verbindungen mischungsabhängig z. B. Trichlorbenzol oder Chlorparaffine; ggf. Zersetzungsprodukte
Zersetzungs- und Alterungsprodukte gering Bei Wärmeübertragungsölen können aufgrund thermischer Belastung Verkokungen auftreten und "Leichtsieder" entstehen; Alterung führt zu organischen Säuren
Schwermetalle gering Anreicherung mit Legierungsbestandteilen des Behältermaterials während Anwendung möglich
Wasser Originär nicht enthalten, da schädlich bei der Anwendung
130306* chlorierte Isolier- und Wärmeübertragungsöle auf Mineralölbasis
Mineralölkohlen-wasserstoffe 90 - 98 %
org. Chlorverbindungen mischungsabhängig z. B. Trichlorbenzol oder Chlorparaffine; ggf. Zersetzungsprodukte
Zersetzungs- und Alterungsprodukte gering Bei Wärmeübertragungsölen können aufgrund thermischer Belastung Verkokungen auftreten und "Leichtsieder" entstehen; Alterung führt zu organischen Säuren
Schwermetalle gering Anreicherung mit Legierungsbestandteilen des Behältermaterials während Anwendung möglich
Wasser Originär nicht enthalten, da schädlich bei der Anwendung
130307* nicht chlorierte Isolier- und Wärmeübertragungsöle auf Mineralölbasis
Mineralölkohlenwasserstoffe 90 - 100 %
Schwermetalle gering Anreicherung mit Legierungsbestandteilen des Behältermaterials während Anwendung möglich
Zersetzungs- und Alterungsprodukte gering Bei Wärmeübertragungsölen können aufgrund thermischer Belastung Verkokungen auftreten und "Leichtsieder" entstehen; Alterung führt zu organischen Säuren
Chlororganische Schadstoffe Originär nicht enthalten; ggf. Verunreinigungen
Wasser Originär nicht enthalten, da schädlich bei der Anwendung
130308* synthetische Isolier- und Wärmeübertragungsöle
Kohlenwasserstoffe 95 - 99 %
org. Chlorverbindungen gering
Sonstige organische Verbindungen Wenige % verschiedene Funktionszusätze
Schwermetalle gering Anreicherung mit Legierungsbestandteilen des Behältermaterials während Anwendung möglich
Wasser Originär nicht enthalten, da schädlich bei der Anwendung
130309* biologisch leicht abbaubare Isolier- und Wärmeübertragungsöle
Kohlenwasserstoffe 95 - 100 %
org. Chlorverbindungen Originär nicht enthalten; ggf. Verunreinigungen
Zersetzungsprodukte gering Bei Wärmeübertragungsölen können aufgrund thermischer Belastung Verkokungen auftreten
Schwermetalle Anreicherung mit Legierungsbestandteilen des Behältermaterials während Anwendung möglich
Wasser Originär nicht enthalten, da schädlich bei der Anwendung

 

Hinweis
Die wesentliche Schadstoffgruppe in Isolier- und Wärmeübertragungsölen sind mögliche Anteile an organischen Chlorverbindungen. Während der Nutzung kann eventuell auch eine partielle Zersetzung (Verkokung) der Öle stattfinden, so dass neben den originären Kohlenwasserstoffen auch Zersetzungsprodukte im Abfall enthalten sein können. Schwermetalle spielen nur eine untergeordnete Rolle und resultieren im Wesentlichen aus Auslösungen von Legierungskomponenten aus den Geräteteilen.

 

Glossar
  OlefineAlkene, ungesättigte Kohlenwasserstoffe mit mindestens einer Doppelbindung zwischen Kohlenstoffatomen ohne aromatischen Charakter
  PCBpolychlorierte Biphenyle, Stoffgruppe mit 209 Verbindungen, die früher u. a. in Trafo-, Wärmeträger- und Hydraulikölen sowie Weichmachern enthalten waren, unterfallen der POP-Verordnung (im Anhang I bzw. IV aufgeführt), da sie chronisch toxisch, bioakkumulierbar und persistent sind
  Esterorganische Verbindungsklasse, die u. a. auch ölartige Eigenschaften und Vorteile gegenüber mineralischen Schmierölen aufweisen kann
  synthetische ÖleGrundöle, die nicht durch Destillation und Raffination aus Erdöl gewonnen, sondern synthetisch hergestellt werden und häufig eine bessere thermische und chemische Stabilität als Mineralöle aufweisen
  PCDD/PCDFpolychlorierte Dibenzodioxine und Dibenzofurane, Sammelbezeichnung für ähnlich aufgebaute, chlorierte organische Verbindungen, die hauptsächlich bei thermischen Prozessen von organischen Materialien anfallen, giftig (u. a. krebserzeugend), fettlöslich, bioakkumulierbar, persistent, unterfallen der POP-Verordnung (im Anhang IV aufgeführt)

 

Quellenverzeichnis
(Quellen, wenn nicht anders angegeben, in der aktuellen Fassung)
  EU - Europäische Union
  DE - Bundesrepublik Deutschland
  BW - Baden-Württemberg