IPA - Home > Abfallsteckbrief - 191209 und 191212 Mineralien und sonstige Abfälle aus der mechanischen Behandlung von Abfällen, Stand 06.09.2011

Herkunft und charakteristische Zusammensetzung

 

 

Herkunft

Sekundärabfälle finden sich im Kapitel 19 "Abfälle aus Abfallbehandlungsanlagen, öffentlichen Abwasserbehandlungsanlagen sowie der Aufbereitung von Wasser für den menschlichen Gebrauch und Wasser für industrielle Zwecke". Die Qualität der Sekundärabfälle mit dem AS 191209 und 191212 aus der mechanischen Behandlung von Abfällen wird bestimmt durch die angewandten Technologien und den Verfahrensablauf der Aufbereitung. Da diese maßgeblich die Qualität der Abfälle mit dem AS 191212 und 191209 beeinflussen, ist eine Systematisierung der Aufbereitungsanlagen nach Inputmaterialien und Aufbereitungszielen erforderlich.

Aufbereitungsanlagen können in drei Hauptgruppen und sonstige Anlagen unterteilt werden:
  1. Anlagen zur Sortierung und Aufbereitung von Wertstoffgemischen aus der getrennten Erfassung
  2. Anlagen zur Sortierung von Mischfraktionen
  3. Anlagen zur Herstellung von Ersatzbrennstoffen
  4. Sonstige Anlagen

1. Anlagen zur Sortierung und Aufbereitung von Wertstoffgemischen aus der getrennten Erfassung
  • Sortierung von Leichtverpackungen
    Die bei der Sortierung anfallenden Sortierreste unterschiedlicher Korngrößenklassen enthalten nur geringe mineralische Anteile mit dem AS 191209. Üblich ist die Abtrennung einer Feinfraktion 0 - 20 mm und mindestens einer weiteren Fraktion mit einem maximalen Korn von 40 - 60 mm, da derart kleine Materialien weder manuell noch maschinell sortiert werden können. Ferner wird aus verfahrenstechnischen Gründen eine Grobfraktion (z.B. > 200 mm) erzeugt, die nach der Wertstoffentnahme ebenfalls als Sortierrest anfallen kann. Die Siebfraktionen werden, ggf. nach einer Zusammenführung mit anderen Stoffströmen, als heizwertreiche Fraktion unter dem AS 191210 (brennbare Abfälle) oder unter dem AS 191212 direkt (z.B. in einer Hausmüllverbrennungsanlage) energetisch verwertet oder zur weiteren Aufbereitung einer Anlage zur Herstellung von EBS zugeführt.

  • Sortierung von Papier, Pappe und Kartonagen (PPK)
    Die Sortierung getrennt erfasster Papier/Pappe/Kartonagen aus Haushalten zielt darauf ab, das eingehende Gemisch nach den Anforderungen der Papierfabriken in die Hauptgruppen Deinking, Kartonagen und gemischtes sortiertes Altpapier aufzutrennen. Die erzeugten Fraktionen werden dann separat vermarktet. Aussortierte Rückstände werden unter dem AS 191212 einer Verwertung zugeführt. Mineralische Abfälle des AS 191209 fallen bei der Papier/Pappe/Kartonagen - Sortierung nicht an.

  • Textilsortierung
    Grundsätzlich arbeiten derartige Anlagen nach dem Prinzip der manuellen Artikelsortierung, bei der keine mineralischen Abfälle mit dem AS 191209 anfallen. Als Wertstoffe werden PPK, Glas und Kunststoffe bzw. als Störstoffe Batterien und Feuerzeuge aus den Textilien aussortiert; danach verbleibt ein Restabfallgemisch, das unter dem AS 200301 (gemischte Siedlungsabfälle) extern entsorgt wird.


2. Anlagen zur Sortierung von Mischfraktionen

In diesen Anlagen werden unterschiedliche wertstoffhaltige Inputgemische wie gemischte Gewerbeabfälle, Sortierreste anderer Aufbereitungsanlagen, Sperrmüll oder gemischte Bau- und Abbruchabfälle sortiert. Der verfahrenstechnische Aufbau dieser Anlagen ist sehr unterschiedlich und lässt sich in vier Anlagentypen unterscheiden:
  • Einfachst-Anlagen:
    Der angelieferte Abfall wird lediglich entgegengenommen, Wertstoffe werden per Greifbagger und/oder manuell entnommen und der verbleibende Abfall wird wieder zum Transport bereitgestellt.

  • Anlagen einfacher Komplexität
    Diese Anlagen arbeiten mit manueller Klaubung und ggf. Magnetscheidung. Eine Klassierung vor der manuellen Sortierung ist nicht vorhanden.

  • Anlagen mittlerer Komplexität
    Anlagen mittlerer Komplexität verfügen über Aggregate zur maschinell unterstützten manuellen Sortierung (zusätzlicher Einsatz von Siebaggregaten), zur Metallabscheidung und Nachzerkleinerung. Diese Anlagen können gegenüber den ersten beiden Typen höhere Wertstoffausbeuten erreichen.

  • Anlagen hoher Komplexität
    Hier werden Wertstoffgemische mit automatischen Klaubungstechniken nach maschineller Aufbereitung getrennt. Sortierkräfte übernehmen die Nachkontrolle der Wertstofffraktionen.

    Je nach Aufgabegut und verfahrenstechnischer Komplexität der Anlagen entstehen unterschiedlich zusammengesetzte Rückstandsströme. Während Stoffströme mit dem AS 191212 in allen vier Anlagentypen vorkommen, werden Stoffströme mit dem AS 191209 i. d. R. nur bei Einsatz von Klassieraggregaten anfallen. Bei der manuellen Sortierung mineralischer Bestandteile des Inputgemisches werden diese sortenreinen Fraktionen als Abfall in die AVV- Kapitel 17, 19 oder als Produkt ohne AS eingestuft und verwertet.

3. Anlagen zur Herstellung von Ersatzbrennstoffen (EBS)

In Anlagen zur Konditionierung unterschiedlicher Inputmaterialien für die energetische Nutzung (Müllverbrennung, Mitverbrennung von EBS in Zement- und Braunkohlekraftwerken, Monoverbrennung in EBS-Kraftwerken) tritt im Output der AS 191210 (brennbare Abfälle) auf, an den je nach Entsorgungsweg unterschiedliche Anforderungen gestellt werden. Um diese zu erfüllen, können zwei Strategien verfolgt werden:
  • Zur Ersatzbrennstoffherstellung wird nur ausgewähltes (z.B. heizwertreiches und chlorarmes) Inputmaterial angenommen, so dass die Aufbereitung auf Zerkleinerungsprozesse und die Metallentfrachtung (evtl. ergänzt um eine Klassierung) beschränkt werden kann.
  • Die Anlage zur EBS-Herstellung verarbeitet ein breites Inputspektrum, dabei müssen heizwertarme und chlorhaltige Bestandteile abgetrennt werden.
Neben dem Hauptstrom AS 191210 entstehen vor allem folgende Stoffströme:
  • Fe- und NE-Metalle mit ca. 15 - 30 % Anhaftungen
  • Schwerfraktionen aus Sichtungsstufen, die als AS 191212 oder auch 191210 eingestuft und in Müllverbrennungsanlagen energetisch verwertet werden
  • Feinkornfraktionen, die als AS 191212 oder (oft fälschlich) als AS 191209 eingestuft werden (Abgrenzungskriterien beachten!)
  • PVC- angereicherte Fraktionen, die oft wieder mit anderen Sortierrestströmen vermischt und in Müllverbrennungsanlagen energetisch verwertet werden

4. Sonstige Anlagen

Hierunter zählen Anlagen mit spezieller Verfahrenstechnik, die nicht einzeln betrachtet werden.


Die Zusammensetzung der Abfälle mit den Abfallschlüsseln 191209 und 191212 kann in weiten Bereichen streuen. Ausschlaggebend für die physikalische, chemische und biologische Zusammensetzung der Sortierreste ist die Art des Anlageninputs (gemischte gewerbliche Siedlungsabfälle oder gemischte Bau- und Abbruchabfälle), dessen Zusammensetzung Hinweise auf die mögliche Zusammensetzung der erzeugten Sortierreste gibt. Diese bestehen aus unterschiedlichen Stoffgruppen, wie Papier, Kunststoffe, Metalle, etc. Die Charakterisierung dieser Abfälle erfolgt an Hand von Sortieranalysen und analytischen Untersuchungen im Labor.

Informationen zu Abfällen unter der Abfallart 191210 können Sie dem Abfallsteckbrief "191210 Brennbare Abfälle (Brennstoffe aus Abfällen)" entnehmen.

 

Charakteristische Zusammensetzung

Inhaltsstoffe Gehalte / Konzentrationen Erläuterungen
AS 191209 Mineralien, z.B. Sand und Steine (Da für die Abfallart 191209 kaum Angaben für eine repräsentative Charakterisierung vorliegen, wird nachfolgend auf Angaben zu dem AS 170904 zurückgegriffen.)
Mineralischer Anteil 45,6 - 68,9 %
Metall 1,3 - 3,0 %
Holz 5,9 - 15,7 %
PPK 0,5 - 4,1 %
Kunststoffe 0,1 - 1,4 %
Rest, z. B. Gipskarton, Mineralfaser 21,6 - 33,1 %
AS 191212 Sonstige Abfälle (einschließlich Materialmischungen) aus der mechanischen Behandlung von Abfällen mit Ausnahme derjenigen, die unter 191211 fallen
Metalle 0 - 48 %
PPK 0,2 - 41 %
Glas 0 - 16,8 %
Kunststoffe 6,0 - 66,0 %
Organik 0 - 32,4 %
Holz 0 - 44,1 %
Textilien 0 - 54,0 %
Mineralstoffe 0 - 38,6 %
Verbunde 0,3 - 37,9 %
Stoffe a. n. g. 0 - 45,9 %
Feinfraktion 1,3 - 48,9 %

 

Hinweis
Mögliche herkunftsbezogene Unterteilung und Vorschläge für eine Präzisierung innerhalb der AS 191209 bzw. AS 191212

Da die Abfälle mit den Abfallschlüsseln 191209 und 191212 häufig mehrere Vorbehandlungsanlagen durchlaufen und sowohl im Input als auch im Output auftreten, wurden in der Studie aus Sachsen-Anhalt (siehe Quellen) folgende Vorschläge für eine zusätzliche Beschreibung der Herkunft und/oder Zusammensetzung der Abfälle unterbreitet:
  • AS 191209 (Mineralien, z.B. Sand und Steine)

    Der AS 191209 wird bei der mechanischen Aufbereitung mineralischer Abfälle aus Baumaßnahmen oder durch manuelle Sortierung mineralischer Bestandteile aus einem Abfallgemisch AS 170904 (gemischte Bau- und Abbruchabfälle) sortenrein gewonnen. Auch für die Abfallart 191209 hängt die Zusammensetzung ganz wesentlich von der Zusammensetzung des Anlageninputs ab. Die Einstufung eines Abfalls mit dem AS 191209 impliziert einen hohen inerten Anteil an der Gesamtabfallzusammensetzung. In der Praxis werden auch Siebfraktionen aus der Aufbreitung gemischter Bau- und Abbruchabfälle (sog. Vorabsiebungen) als mineralischer Abfall AS 191209 entsorgt. Hierbei handelt es sich um mineralische Stoffe mit nicht mineralischen Beimischungen in Form von Holz, Kunststoffen, Papier etc., die durch mechanische Aufbereitungstechniken nicht vollständig abgetrennt werden können.

    Vorschläge für eine Präzisierung:
    • Mineralien aus der händischen Sortierung/Separierung per Greifbagger
    • Mineralische Siebfraktion aus der Vorbehandlung von Abfällen mit dem AS 170904 (gemischte Bau- und Abbruchabfälle)

  • AS 191212 (Sonstige Abfälle aus der mechanischen Behandlung von Abfällen)

    Vorschläge für eine Präzisierung:
    • Sortierreste aus der Sortierung von Abfällen mit dem AS 170904 (gemischte Bau- und Abbruchabfälle), AS 200301 (gemischte Siedlungsabfälle), AS 200399 (Siedlungsabfälle a.n.g.)
    • Sortierreste aus der Sortierung von Abfällen mit dem AS 200301 aus MBA oder Kompostierungsanlagen
    • Sortierreste aus der Sortierung von Abfällen mit dem AS 200301 aus LVP-/PPK- Sortieranlagen
    • Siebfraktionen von Abfällen mit dem AS 170904 (Bauabfallsortierung)
    • Siebfraktionen von Abfällen mit dem AS 200301
    • Siebfraktionen von Abfällen mit dem AS 200301 aus MBA oder Kompostierungsanlagen
    • Sortierreste aus der Altreifen- und Gummiaufbereitung
    • Sonstige Abfälle, die den o. g. Präzisierungen nicht zugeordnet werden können

 

Glossar
  EBSaus Abfall gewonnener Ersatzbrennstoff
  PPKPapier/Pappe/Kartonagen
  DeinkingEntfernen der Druckfarbe aus bedrucktem Altpapier durch mechanische und chemische Methoden wie z. B. Flotationsdeinking
  MBAmechanisch-biologische Abfallbehandlung
  LVPLeichtverpackung, auch Leichtstoffverpackung, Abfallfraktion aus Kunststoffen, Verbundstoffen, Aluminium und Weißblech, häufig mit grünem Punkt gekennzeichnet